Hallo Rico, zunächst einmal auch an dieser Stelle herzlich Willkommen bei der SG! Stell dich doch bitte kurz vor.
Mein Name ist Rico Seidel, ich bin 36 Jahre alt, getrennt lebend, habe eine Tochter & lebe in Gladenbach. Die meiste Zeit meiner Kariere habe ich in Gladenbach Fußball gespielt, bin seit 4 Jahren Trainer und habe eine B-Lizenz.
Was war ausschlaggebend für dein Engagement bei der SG?
Ich fand die SG schon immer interessant, man hat es gerade in den letzten Jahren gesehen, dass der Aufstieg in die Kreisoberliga gelungen ist, mit einer Mannschaft, die seit vielen Jahren zusammenspielt. Hier war auch von außen festzustellen, dass die beiden Vereine gut zusammenarbeiten, eine gewisse Kontinuität und ein großer Zusammenhalt vorhanden ist. Das ist auch etwas, wo ich großen Wert drauf lege, dass es ein Team auch als solches gibt und nicht viele kleine Grüppchen. Das war von der SG bekannt, daher war es für sehr interessant, hier als Trainer arbeiten zu können.
Was sind deine Erinnerungen an die SG als Spieler bzw. als Spielertrainer?
Harte Spiele, zweikampfbetonte Spiele! Die Spiele waren meistens recht ausgeglichen und eng, ein Spiel ging gewonnen, das nächste verloren. Die letzten Spiele habe ich dann gegen die Reserve bestritten, da war das dann nicht mehr unbedingt so der Fall. Das letzte Spiel wurde dann sogar recht hoch gewonnen, dort habe ich dann selbst auch einige Tore geschossen. Dennoch muss man den Hut davor ziehen, dass die SG die letzte Runde trotz enormen Ausfällen, die Runde so durchgezogen hat. Andere Vereine hätten sicherlich das ein oder andere Spiel abgesagt, das war hier nicht der Fall. Das ist sicherlich nicht selbstverständlich & eine gute Sache.
Scheinbar kanntest du die Fragen vor dem Interview schon, denn deine Antwort greift schon auf die nächste Frage vor: Im letzten Spiel gegen die SG-Reserve – ein schmerzliches 0-9- hast du es ordentlich krachen lassen und es gleich 6x klingeln lassen. Dein Torinstinkt ist also noch vorhanden – planst du also auch die Schuhe selbst noch zu schnüren?
(Lacht) Nein, ich kannte die Fragen vorher nicht. Ja, ich habe nochmal richtig Lust bekommen und versucht nochmal richtig fit – also so fit es geht, zu werden. Eigentlich hatte ich beim GSC schon nicht mehr vor zu spielen, habe dann aber doch nach einigen Spielen wieder losgelegt. Fußball ist einfach nach wie vor meine Leidenschaft.
Das Spiel im Strafraum und vor dem Tor war schon immer das, was mir am meisten gelegen hat. Den Körper einsetzen, Bälle prallen lassen und dann auch mal einen machen, das war mein Stil bis hier hin. In der Vorbereitung ist mir das allerdings nicht so gut gelungen, muss ich ehrlicherweise sagen. Ich hoffe aber, dass der Knoten bald platzt und ich der Mannschaft auch mit dem ein oder anderen Treffer auf dem Platz helfen kann.
Die Vorbereitung ist weitgehend abgeschlossen, bei den Testspielen war an Ergebnissen je ein Sieg, ein Unentschieden sowie eine Niederlage dabei. Das erste Pflichtspiel im Pokal gegen Dautphe ging mit 1:2 knapp verloren. Wie lautet dein Fazit nach den ersten Wochen, wo siehst du Nachholbedarf und wo siehst du Stärken in der Mannschaft?
Aufgrund der recht kurzen Sommerpause war eine gewisse Grundfitness im Kader noch vorhanden, wir konnten dann einen Fokus auf Spielformen legen. Die Stärken der Mannschaft sind auf jeden Fall eine große Leidenschaft und ein starkes Zweikampfverhalten. Sicherlich müssen wir uns als Mannschaft auch neu orientieren, da die Abgänge im Sommer schon auch Spuren in der Mannschaft hinterlassen haben.
So haben die Spieler alle die Gelegenheit, sich anzubieten und einen Platz im Kader zu ergattern. Wir fangen im Prinzip bei Null an, müssen eine neue erste Elf formen, dafür haben auch die Spieler aus der Reserve die Gelegenheit, sich anzubieten. Da sind schon ein paar Spieler, die auch absolut das Zeug haben, in der A-Liga zu spielen. Letztlich liegt es an jedem selbst, sich anzubieten und Ambitionen zu zeigen.
Die Vorbereitung hat mit einer großen Euphorie begonnen, im Verlauf hat sicher die teilweise große Hitze etwas die Intensität ausgebremst, aber selbst an den heißesten Tagen war das Training besser besucht, als ich dachte – letztlich bin ich mit der Vorbereitung zufrieden.
Gerade das Testspiel gegen den VFB Marburg II hat gezeigt, dass wir uns auch gegen technisch gute Mannschaften nicht verstecken müssen. Dort hat man gesehen, dass das Team eine große Leidenschaft mitbringt. In der zweiten Halbzeit haben wir es einfach verpasst, Tore zu schießen – ich selbst habe 2 gute Gelegenheiten ausgelassen.
Im Pokal haben wir schlecht begonnen, kamen nicht richtig ins Spiel, das war etwas enttäuschend. In der zweiten Halbzeit waren wir dann besser im Spiel, sind aber leider erst so richtig wach geworden, als es schon fast zu spät war, das Spiel noch zu drehen. Am Ende hätten wir noch ausgleichen können, aber es hat nicht sein sollen.
Gibt es eine bestimmte Spielphilosoph die, die du verfolgst?
Auf ein bestimmtes System möchte ich mich gar nicht festlegen. Es ist auch wie bereits erwähnt, schwierig sich nach den Abgängen sich auf etwas zu versteifen. Wir versuchen variabel zu sein und aus den Spielern die zur Verfügung stehen das beste rauszuholen, wir wollen uns auf unsere Stärken besinnen. Wir sind stark im Umschalten denke ich, das heißt nach Ballgewinnen schnell nach vorne zu spielen. Im Winter sind wir da sicherlich etwas gefestigter und werden das beste System gefunden haben, denke ich.
Wie stehst du zur neu eingeführten C-Liga in Konkurrenz anstelle der bislang gespielten reinen Reserve-Liga?
Letztlich denke ich, dass es ein großer Motivationsfaktor für die Mannschaften sein kann. Jetzt ist ein Aufstieg möglich und man spielt nicht nur um die goldenen Annans – das bringt mit Sicherheit auch ein paar Prozentpunkte mehr Leistung mit sich. Die Reserve gewinnt damit in meinen Augen deutlich an Attraktivität.
Wo denkst du, wird die Reserve in der neuen Runde abschneiden?
Schwer einzuschätzen, ehrlich gesagt. Nach den ersten Spielen kann man vielleicht eine Tendenz erkennen. Dadurch, dass sich einige Reservespieler auch für die Erste anbieten konnten, muss sich auch die Reserve in der C-Klasse erst einmal finden. Ich denke aber, dass ein guter Mittelfeldplatz drin ist.
Wo denkst du wird die „Erste“ am Ende der Saison in der Tabelle zu finden sein?
Auch hier ist es ähnlich. Wie gesagt, wir fangen im Prinzip bei Null an. Das erste Ziel muss ein einstelliger Tabellenplatz sein. Unter die ersten fünf zu kommen, wäre – denke ich – nach dem Umbruch ein Erfolg. Das Ziel Meisterschaft oder Aufstieg sollten wir nicht ausrufen, davon möchte ich gar nicht erst sprechen. Dazu gehören so viele Faktoren und auch Glück. Andere Mannschaften haben sich in den letzten Jahren in der Liga bewiesen und sich auch im Sommer nicht schlecht verstärkt.
Hast du einen konkreten Tipp, welche Mannschaften um die Meisterschaft in der C-Liga & in der A-Liga spielen werden?
Für die C-Liga ist es schwer einzuschätzen. Nach der letzten Saison sind sicher die Mannschaften aus Hartenrod und Endbach/Günterod. Klar, ist es eine neue Saison und es wird sich alles finden müssen, aber nach einigen Spielen wird sich wohl zeigen, für wen tabellarisch was möglich ist
In der A-Klasse denke ich, dass auch Endbach/Günterod und Hartenrod eine gute Rolle spielen können. Auch Dautphe und Biedenkopf II sollte man auf der Rechnung haben. Dort wurde sich jeweils gut verstärkt – daher sehe ich auch für diese beiden Mannschaften die Möglichkeit, oben mitzuspielen.
Gibt es ein bestimmtes Ziel, dass du gerne mit der SG erreichen möchtest?
Ein Ziel muss sein, die SG nach außen zu präsentieren, wie sie ist, nämlich interessant. Das Durchschnittsalter der Mannschaft ist nicht besonders niedrig, daher muss man auch an die Zukunft denken. Einige Spieler können sicher noch zwei, drei Jahre spielen können, aber was ist danach!? Wir sollten versuchen, über unseren Fußball, den wir spielen, das Interesse für Spieler zu wecken, auch Teil dieses Teams sein zu wollen. Ich bin nicht hier her gekommen, um nach einer Saison wieder zu gehen, sondern möchte perspektivisch auch mit der SG wieder oben mitspielen, dazu gehört es eben auch, an die Zukunft zu denken.
Darüber hinaus möchte ich, wie gesagt, ein flexibles Spielsystem finden, den ein oder anderen Spieler eventuell auch auf einer anderen Position testen und somit auch einen Entwicklungsprozess für die gesamte Mannschaft und die einzelnen Spieler anstoßen.
Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, dich vorzustellen und ein wenig Einblick in die Mannschaft zu geben. Auf eine gute Saison!